Was ist das für ein goldenes Teil auf deiner Kamera?

Ihr Lieben, heute möchte ich mal eine Frage beantworten, die mir schon sooo oft gestellt wurde: “Was ist das da auf deiner Kamera? Dieses goldene Teil…?”

Das ist mein kleines Piratenfernrohr, aka Petzval! Vor einigen Jahren hat es sich Lomography zum Ziel gesetzt, eines der ersten Objektive aller Zeiten wiederzubeleben. Dadurch wurde ein über 170 Jahre altes Stück Fotografiegeschichte für DSLR-Kameras zugänglich gemacht. Als ich das Objektiv für mich entdeckt habe, war ich ziemlich aus dem Häuschen. Nicht nur wegen seiner Geschichte, sondern auch, weil die Optik all das macht, was ein Objektiv nach heutigen Standards nicht mehr machen sollte – und dadurch einen ganz eigenen, speziellen Look erzeugt.
Das markanteste Merkmal ist das sogennannte Swirly Bokeh. Anders als bei modernen Objektiven minimiert diese Linse nicht die Feldkrümmung, wodurch der äußerde Bildbereich sehr unscharf und entsprechend gekrümmt erscheint. Wenn man damit umgehen kann und den Hintergrund entsprechend zu gestalten weiß, kann man dadurch einzigartig schöne Bilder erzeugen.

Womit wir gleich bei einem kleinen “Haken” sind: bei diesem Objektiv funktioniert alles manuell. Die Schärfeebene wird über ein kleines Fokusrädchen an der Seite verschoben und die Blende setzt man mit kleinen Scheibchen ein. Das kann man spannend finden, oder auch – als Freund der automatisierten, schnellen Fotografie – eher nervig. Bei mir trifft glücklicherweise ersteres zu, dennoch habe ich auch einige Anläufe gebraucht, bis wir uns verstanden haben. ;)
Die Schärfe ist etwas knifflig einzustellen und eigentlich nur im Live View machbar. Wenn man ohne Stativ fotografiert, braucht man dazu eine sehr ruhige Hand. Mein Tip für euch, wenn ihr es euch zulegen möchtet: stellt die Schärfe grob am Rädchen ein und fokussiert dann, indem ihr eure Kamera minimal vor oder zurück bewegt. Das geht meiner Erfahrung nach deutlich einfacher und bringt exaktere Ergebnisse.

Die Blendenscheibchen sind irgendwie niedlich, aber auch leicht zu verlieren. Ich habe sie an einem Schlüsselring gesammelt und fixiere die eingesetzte Blende ganz simpel durch einen Gummi. Sonst fällt sie nämlich sehr leicht raus, sobald man im Hochformat fotografiert. Da spreche ich aus Erfahrung, denn einmal ist sie mir mitten auf einem Feld entschlüpft und wir haben eine halbe Ewigkeit danach gesucht. Muss ich kein zweites Mal haben. ;)

Mit der Blende ergeben sich noch ganz andere kreative Möglichkeiten. Setzt man beispielsweiße eine sternförmige Blende ein, ergibt sich auch ein Sternchen-Bokeh. Vorbei sind die Zeiten, in denen man mühevoll Motive in Pappdeckel schneiden und sich diese vor das Objektiv kleben musste, um einen solchen Effekt zu erzielen!

Damit man ein richtig schönes Bokeh erzeugen kann ist es wichtig, dass im Hintergrund ein bisschen was los ist. Am besten sucht ihr euch einen Hintergrund mit einer schönen Struktur, die einige Kontraste bietet. Klassiker wären zum Beispiel Blumen oder Bäume, durch deren Blätter die Sonne scheint. Das ergibt ein schönes Lichtspiel, welches durch das Swirly Bokeh super betont wird.

Ein weiterer schöner Effekt ist ein leichtes Überstrahlen in den hellen Bereichen, vor allem im Bereich der Unschärfe. Das steht bei diesem Objektiv zwar nicht so markant im Vordergrund, kann aber durchaus reizvoll aussehen – bei diesen Bildern tritt er beispielsweise am Kopfschmuck auf.

Ich liebe dieses Objektiv und seine Bildsprache und benutze es besonders gern für Portraits, aber auch für Nahaufnahmen. Soviel also zu dem goldenen Dingsbums auf meiner Kamera!  Ich hoffe, dass ich euch das Objektiv etwas näher bringen konnte – und vielleicht habt ihr ja Lust es mal bei einem Shooting oder Coaching live in Aktion zu erleben? ♥

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