Irland Rundreise - 20 Tage Roadtrip mit dem Wohnwagen

Unterwegs auf dem Wild Atlantic Way

Irland, die grüne Insel. Das Land der endlosen Wiesen, schroffen Klippen, Elfen und Mythen. Schon lange hat es mich fasziniert und mein Fernweh geweckt. Im Sommer ‘19 war es endlich soweit, denn wir begaben uns auf eine Rundreise mit unserem alten DDR Wohnwagen, die in Dublin starten sollte.
Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg: Genauer gesagt 1.360 km von Berlin-Friedrichshagen bis zum Fährterminal in Cherbourg (Frankreich) und anschließend ungefähr 17 Stunden Fahrt mit der Fähre. Das toppte unseren Roadtrip nach Norwegen um Längen!
Allein für die Anfahrt nach Cherbourg benötigten wir zwei volle Tage. Am Morgen des 06.07.2019 machten wir uns auf den Weg und fuhren so weit, wie wir nur konnten. Dank des enormen Verkehrs und der begrenzten Geschwindigkeit durch unsere kleine Wohndose mussten wir gegen ein Uhr nachts, kurz vor der belgischen Grenze, auf einem Wanderparkplatz unser nicht ganz legales Nachtlager aufschlagen. Mit den ersten Sonnenstrahlen setzten wir unseren Weg fort und kamen gegen Abend in Cherbourg an. Wie immer hatte ich alles genau geplant und uns einen Campingplatz ganz in der Nähe des Fährterminals rausgesucht - vor Ort mussten wir jedoch feststellen, dass dieser wie ausgestorben und ohne auffindbares Personal war. Es begann eine hektische Suche nach Alternativen, doch alle anderen Campingplätze waren voll. Letztlich blieb uns noch eine einzige Option, ein wahnsinnig überteuerter 5-Sterne-Luxuscampingplatz. Zwischen den ganzen fahrenden Villen des entsprechenden Klientels fühlten wir uns unglaublich deplaziert, mit unserem kleinen QEK Aero, dem bereits die Farbe vom Dach blätterte. Aber immerhin hatten wir eine ruhige Nacht und konnten einen traumhaften Sonnenuntergang am Meer beobachten, bevor wir am nächsten Tag an Bord der Fähre gingen.

Nach einer unspektakulären Nacht auf der Fähre kamen wir am Vormittag in Dublin an und fuhren direkt weiter nach Sligo, unserem ersten Ziel in Irland. Das bedeutete, dass wir die Insel einmal komplett durchqueren mussten - keine einfache Aufgabe, wenn man sich zum erstem Mal im Leben im Linksverkehr zurechtfinden muss. Als wir nach einigen Irrfahrten endlich auf unserem Campingplatz ankamen, machten wir uns aber direkt wieder auf den Weg, um die Gegend um den “Devils Chimney” zu erwandern. Zu sehr lockte uns die wunderschöne Landschaft!
Und davon hat Sligo wirklich jede Menge zu bieten. Während unseres Aufenthalts besuchten wir Coney Island, eine Insel die man nur erreichen kann, indem man bei Ebbe mit dem Auto praktisch durch’s Meer fährt, eine irre Erfahrung! Außerdem erklommen wir unseren Hausberg, den Knocknarea, von dessen Rand man einen fantastischen Ausblick über die Gegend hat. Mein absolutes Highlight dieser Etappe war jedoch unser Ausflug kurz hinter die Grenze nach Nordirland, wo wir den Cuilcagh Boardwalk Trail bezwangen, welcher besser als “Stairway to Heaven” bekannt ist und diesem Namen wirklich alle Ehre macht.

Unsere zweite Etappe war die Insel Achill Island, wo wir im beschaulichen Örtchen Doogort am Meer unser Lager aufschlugen. Diese kleine Insel hat unglaublich viel zu bieten und steckt voller malerischer Ecken.
Wir besuchten das Deserted Village Slievemore, ein ehemaliges Dorf mit fast 100 Cottages, welches seit der großen Hungersnot in der Mitte des 19. Jahrhunderts verlassen ist. Es war ein eigentümliches Gefühl, zwischen den verlassenen Ruinen umherzustreifen und an den Verlust dieser Menschen zu denken, während neben einem die Grillen in der Sommersonne zirpten.
Abends machten wir eine kleine Wanderung auf dem Minaun Hill, wo wir eigentlich picknicken wollten. Das war keine gute Idee. Es wimmelte dort oben nur so vor winzigen Fliegen, die uns das Picknick gründlich verleideten, sodass wir im Auto essen mussten. Die fantastische Aussicht hat uns aber ausgiebig dafür entschädigt!
Eine der Hauptattraktionen der Insel ist der Keem Bay Beach, welcher mit dem alten Häuschen der Seenotrettung wirklich ein astreines Postkartenmotiv bietet. Von dort aus starteten wir eine Wanderung zu den Croaghaun Sea Cliffs, den höchste Klippen Irlands. Allerdings ohne Wanderweg, da dieser nach wenigen hundert Metern einfach im Matsch verschwand und wir uns einen Weg durch sumpfige Wiesen und an steilen Hängen hinauf bahnen mussten. Ein waschechtes Abenteuer, dessen Strapazen mit einem überwältigenden Ausblick belohnt wurden.

Den dritten Abschnitt unserer Rundreise verbrachten wir auf der Halbinsel Kilkee, welche vom Wild Atlantic Way, der spektakulären Küstenstraße Irlands, umrundet wird. Während Achill Island regelrecht liebliche Ecken hatte, war die Natur hier schon deutlich rauer.
Unser erster Weg führte uns zum kleinen Örtchen Carrigaholt, wo wir uns das dortige Castle ansahen - leider konnte man es nicht betreten, aber die düstere Atmosphäre war fantastisch. Ein wirklich geheimnisvoller Ort.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zur Spitze der Halbinsel, genannt “Loop Head”. Dort prallen die Wassermassen mit voller Wucht gegen die Klippen und die Trottellummen (wie ich diesen Namen liebe), welche in den Felsen nisten, leben ganz schön gefährlich. Der Tag war ziemlich verregnet, doch es stand noch etwas ganz besonderes an: Für den Nachmittag hatte ich geplant, meinem Liebsten auf den Kilkee Cliffs einen Heiratsantrag zu machen! Ich hatte wahnsinniges Glück, dass ich für das zugehörige Picknick eine der wenigen Regenpausen erwischt hatte - und dass er ja gesagt hat. Mehr wird an dieser Stelle noch nicht verraten, denn dazu wird es noch einen extra Blogpost geben! Das tolle Foto von uns beiden, welches kurz nach dem Antrag aufgenommen wurde, hat Ciara von Tilted Tripod Weddings gemacht.
Die nächsten Tage mussten wir unser Glück erstmal verarbeiten. Frisch verlobt wollten wir uns die berühmten Cliffs of Moher angucken und waren ein bisschen enttäuscht. Sie waren völlig überlaufen und von den Parkplatzkosten hätte man auch ganz passabel essen gehen können. Begeistert hat uns hingegen der Nationalpark “The Burren”, ein absolut faszinierendes Karstgebiet. Die schroffe, zerklüftete Landschaft mit ihren bizarren Felsformationen wirkte auf uns wie eine andere Welt.
Ebenfalls sehr zu empfehlen sind die Bridges of Ross. Auf den flachen Meeresklippen ist man den Naturgewalten ganz nah und die natürlich entstandenen Gesteinsbrücken sind sehr schön anzuschauen.

Als vorletzte Etappe hatten wir uns die Dingle Peninsula auserkoren, wieder eine Halbinsel - davon gibt es in Irland reichlich! Diese Gegend ist als besonders malerisch bekannt und ein beliebtes Ziel auf den Wild Atlantic Way, da hier unter anderem Szenen aus Star Wars gedreht wurden. Uns präsentierte sie sich vor allem von einer Seite - ihrer nassen. Während der vier Tage, die wir dort verbrachten, gab es kaum eine Regenpause.
Wir machten das Beste daraus, erkundeten die Insel mit dem Auto, aßen köstliches Eis in der überregional bekannten Manufaktur “Murphys” und wuschen Wäsche - die wir dann im Wohnwagen trocknen mussten.
Zwei Orte kann ich euch auf Dingle empfehlen, die bei jedem Wetter einen Besuch wert sind. Zum einen den Dunquin Pier am Slea Head Drive, ein toller Aussichts- und Fotopunkt an einer atemberaubend wilden Küstenstraße. Und den Connor Pass, welcher mit 456 m ü.M. der zweithöchste Pass Irlands ist und eine tolle Aussicht, sowie einen schönen Wasserfall mit Bergsee zu bieten hat.

Mit unserer Ankunft in Dublin brachen die letzten Tage unserer Rundreise an. Diese haben wir natürlich voll ausgeschöpft, sind durch die Stadt gewandert und haben das Guinness Museum besucht. Was vielleicht erstmal nicht so spannend klingt, ist wirklich toll gemacht. Das Museum ist hochmodern und einfach schick! Man kann riechen, fühlen und probieren und hat spätestens nach dem Pint Guinness in der Gravity Bar auf dem Dach den saftigen Eintrittspreis vergessen. In die Stadt selbst haben wir uns beide total verliebt. Die Mischung aus alt und modern, winzig und riesig und alternativ und schick ist einfach großartig.
Die Rückfahrt mit der Fähre, welche wir natürlich nur schweren Herzens antraten, wurde uns mit einem Bilderbuch-Sonnenuntergang über dem Meer versüßt. Der restliche Rückweg hatte es dafür in sich: Am heißesten Tag des Jahres sind bei 43,5°C durch Frankreich gefahren. Die Hitze war auch im Auto kaum auszuhalten und wir konnten unterwegs nicht einmal übernachten, weil es im Wohnwagen unerträglich heiß war. So heiß, dass ein Teil der Dichtung am Dach abgeschmolzen ist - offenbar war man in der DDR noch nicht auf derartige Temperaturen vorbereitet. So blieb uns nichts anderes übrig, als die komplette Etappe von 1.360 km am Stück zu fahren. Nach 19 Stunden Fahrt kamen wir gegen 5 Uhr morgens in Berlin an. Ich glaube, so fertig waren wir beide bisher weder davor, noch danach in unserem Leben! Von dieser Episode mal abgesehen, waren die 20 Tage in Irland wunderschön und wir werden der grünen Insel bestimmt mal wieder einen Besuch abstatten - schließlich haben wir bisher kaum etwas von ihrem Norden gesehen.

Warst du auch schon mal in Irland? Wie hat es dir dort gefallen und erkennst du vielleicht sogar Orte auf meinen Bildern wieder? Schreib’s mir in die Kommentare und lass uns ein bisschen in Urlaubserinnerungen schwelgen! ♥

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